Beginn des II. Weltkrieges
1939- Im September 1939 schlug die Nachricht über den Einmarsch der deutschen Truppen in Polen wie eine Bombe ein. Wir waren gerade beim Dreschen, als ein Mann die Kunde brachte. Die Männer ließen für einige Augenblicke die Arbeit ruhen und sahen sich mit ernsten Gesichtern an. Hitlers Größenwahnsinn trieb eine Nation in den Strudel eines wahnsinnigen und mörderischen Krieges. Die Opfer des Krieges waren groß und schmerzlich. Pfarrer Köhler hat während des Krieges viele Gedächtnisgottesdienste abgehalten und die Angehörigen getröstet.
Kriegsende
1944- Jeder einsichtige Bürger konnte es sich an den Fingern abzählen, dass dieser schreckliche Krieg bald zu Ende gehen würde. Deutschland war dem Druck der Alliierten nicht mehr gewachsen. Vom Beginn des Kriegsjahres 1944 bis zum Kriegsende lebte ich in einer westdeutschen Stadt, um meine Berufsausbildung zu beenden. Hier bekam ich nicht nur die Lebensmittelknappheit zu verspüren, sondern ich erlebte auch die täglichen Luftangriffe der alliierten Luftgeschwander. Bis an mein Lebensende werden mich die Schrecken der Bombennächte begleiten, der stundenlange Aufenthalt im Luftschutzbunker, das Heulen und Detonieren der Bomben und das tausendfache Sterben der Zivilbevölkerung. Hier in der Heimat wurde von den Einwohnern der Absturz von 2 deutschen Kampfflugzeugen am Rimberg miterlebt.
1945- Die anrückenden Feinde standen inzwischen im Westen schon auf deutschem Boden. Die feindlichen Flugzeuge beherrschten den Luftraum. Der Eisenbahnverkehr war wegen der ständigen Angriffe der Jagdbomber fast völlig zum Erliegen gekommen. Am Karfreitag 1945 stand die Bevölkerung völlig geschockt an den Straßen und erlebte den Einmarsch der amerikanischen Truppen. Ein Strom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen quälte sich über die Straßen unseres Landes.
Nun versuchten polnische Kriegsgefangene sich an der Bevölkerung zu rächen. Überfälle der Polen waren zu verzeichnen. Raub und lünderungen wurden täglich gemeldet. Viele Einwohner hatten Lebensmittel in Kisten gepackt und vergruben es in Ställen und Schuppen. Die Lebensmittelversorgung war hier auf dem Dorf noch nicht so not voll wie in den Städten. Fast alle Familien bauten Zuckerrüben an und stellten Sirup als begehrten Brotaufstrich her. Ich kann mich entsinnen, dass Mohn auf den Feldern angebaut wurde. Auf kleinen Ölmühlen wurde bei Nacht das begehrte Öl hergestellt. Jeder Tropfen Wurstebrühe wurde beim Schlachten erbeten. Nach Kriegsende blühte der Schwarzhandel. Die Stadtbewohner kamen scharenweise auf die Dörfer und tauschten die tollsten Dinge gegen Lebensmittel ein. Dann füllten sich die Dörfer mit Heimatvertriebenen und Bombengeschädigten. Meine Eltern haben mit Anteilnahme die vertriebenen Deutschen aus dem Sudetenland aufgenommen.
Frau Gottwald aus Gablonz lebte einige Jahre bei uns und hatte Zugang zum Schrank, zum Keller und zur Wurstkammer. Was wir aßen, das hatte sie auch auf dem Tisch. Ihr Schicksal war schwer. Es gab jedoch auch Fälle von Neid und Bosheit, wo den aus ihrer Heimat vertriebenen Bewohnern sogar die einfachsten Dinge verweigert wurden.
Eine ganze Reihe von Bürgern wurde von amerikanischen Soldaten abgeholt, zum Teil vom Feld weg. Sie kamen in Internierungslager, wo sie dann ihre Entnazifizierung erlebten. Auch das soll Erwähnung finden: vielen Breitenbachern blieb die Kriegsgefangenschaft nicht erspart. Mache waren in Lagern im fernen Kanada, andere durchlitten bittere Wochen in amerikanischen Hungerlagern – siehe Bad Kreuznach. Am bittersten zu leiden hatten die Männer in russischer Kriegsgefangenschaft. Nach Hunger und unmenschlicher Arbeitsnorm kamen sie geschwächt und geschunden Jahre später endlich nach Hause. Das Leben in unserem Dorf war nach dem Krieg geprägt durch den Zuzug von bombengeschädigten Familien aus den Städten und durch Heimatvertriebene aus den Ostgebieten (Sudetendeutsche). Alle freistehenden Zimmer im Dorf wurden belegt. Die Schülerzahl in der hiesigen Schule betrug 300.