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Die Entwicklung unseres Dorfes bis zum Jahre 1900

Ohne Erschütterungen sind auch die Jahre und Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts nicht gewesen. Napoleon überzog die Länder Europas mit Krieg und Schrecken. Infolge der verkehrsgünstigen Lage sind auch Breitenbach und die umliegenden Dörfer mit hineingezogen worden (Abgaben, Einquartierungen usw.). Infolge der schlechten Straßen wurden im Dorf Knüppeldämme verlegt, um schweres Kriegsgerät bei den Truppenbewegungen mitführen zu können. Es kam die Zeit der Freiheitskriege, es kam das bittere Jahr 1866, in dem Preußen ganz Hessen besetzte und es seinem Gebiet einverleibte. Nur ungern sah man den preußischen Adler, der sich fast über ganz Deutschland ausbreitete. Doch wie sah es in Breitenbach und seinen Nachbardörfern aus? Durch den Fleiß seiner Bewohner kam es zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse. Der Obstanbau breitete sich aus, Handel und Gewerbe nahmen zu, die Humanisierung des Strafvollzuges wurde eingeleitet. Die Abschaffung der Leibeigenschaft brachte eine Erleichterung für die Menschen. Im Jahre 1847 wurde durch eine Dürreperiode die Ernte fast vollständig vernichtet. Dadurch wurde die Lebensgrundlage mancher Bürger entscheidend getroffen. Viele strebsame Männer und Frauen wanderten aus, um sich in Amerika und Kanada eine neue Existenz aufzubauen. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurden durch den Bau der Eisenbahn und durch die beginnende Epoche der Industrialisierung in Westfalen eine beträchtliche Anzahl von Arbeitskräften benötigt. Auch Breitenbacher Bauarbeiter machten sich auf den Fußweg nach Westfalen und fanden dort reichlich Arbeit und eine gute Verdienstmöglichkeit. Wir haben dies im Kapitel „Handwerk, Handel und Gewerbe“ näher erläutert. Im Frühjahr gingen die Männer zu Fuß nach Westfalen und im Spätherbst kamen sie zurück.

 

Auch hier in den Dörfern war das Leben nicht stehen geblieben. Wie es in Breitenbach aussah, zeigt uns eine Dorfbeschreibung, eine Zählung aus dem Jahre 1852. Zu diesem Zeitpunkt wohnten hier 851 Personen, davon waren 821 evangelische Einwohner. In die Breitenbacher Schule gingen 187 Kinder – mit unterrichtet wurden auch die Kinder aus Gehau. Neun Kinder waren jüdischen Glaubens. In diesem Jahr bezogen 8 Bewohner Armen-Unterstützung. Ungefähr 30 Personen waren Juden, sie lebten in 8 Familien. Von den 851 Einwohnern hatten 76 Personen keinen Grundbesitz. Eine Poststation war im Dorf, von der an anderer Stelle ausführlich berichtet wird.

 

Es befanden sich im Dorf:

  • 1 Schnapsbrennerei
  • 2 Seifensieder
  • 2 Bäcker
  • 2 Metzger
  • 1 Schlosser
  • 3 Gastwirte
  • 2 Krämer (Lebensmittelgeschäfte)
  • 3 Musikanten
  • 2 Botengängerinnen (die nach Alsfeld, Schlitz und Hersfeld gingen und Besorgungen und Einkäufe erledigten)
  • 1 Maler
  • 2 Schreiner
  • 5 Schuhmacher mit 2 Gehilfen
  • 4 Schneider
  • 4 Zimmerleute
  • 20 Leinenweber – davon 4 Damastweber
  • 2 Wagner (Stellmacher)
  • 4 Schmiede

 

Im Dorf befand sich neben Lehrer, Pfarrer und Oberförster auch ein Freiherrlicher Amts-Schultheis.

Außer den 4 Mühlen gab es einen Zimmer-Betrieb und ein Baugeschäft, 1 Sandsteinbruch und eine Lehmgrube. Wann die Breitenbacher Ziegelei errichtet wurde, konnte nicht mehr genau ermittelt werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Herstellung von Ziegeln und Backsteinen aber nicht mehr rentabel. Die Ziegeleibesitzer entschlossen sich zum Abbruch.

 

Es gab im Dorf 38 Pferde, 34 Ochsen, 130 Kühe, 200 Schweine, 20 Bienenvölker und 40 Ziegen.

Da die Ziege als die Kuh des kleinen Mannes bezeichnet wird, ist die Haltung und Zucht von Ziegen sicherlich den ärmeren Einwohnern unserer Dörfer vorbehalten gewesen. Die Schafhaltung war zu dieser Zeit sehr verbreitet – wir haben im Kapitel „Hirten und Schafe“ versucht, hierüber ausführlich zu informieren.

 

Im Krieg 1870/71 hat Preußen einen glänzenden Sie über Frankreich erstritten. Im Frieden von Versailles wird der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser gekrönt. Infolge des Friedens-Vertrages fließen größere Geldmengen nach Deutschland. Deutschland ist zur Großmacht geworden.

Die Industrie-Standorte expandieren, die Wehrmacht wird vergrößert und leider werden viele Deutsche von einer gewissen Großmannssucht erfasst. Patriotische Lieder glorifizieren den Krieg und besonders wird des Tages der Sedanschlacht jährlich gedacht. Auch in Breitenbach werden Sedansfeuer errichtet. Der Krieg und der Sieg über Frankreich wird verherrlicht. Diese verhängnisvolle Einstellung gepaart mit einem den Deutschen eigenen Stolz haben jene Grundeinstellung geschaffen, die zum 1. Weltkrieg hinführte.

 

Noch war alles friedlich in unseren Dörfern, die Menschen gingen ihrer Arbeit nach, noch war sozialer Friede. Doch alles trieb hin zum rasche technischen Wandel – aber auch zum sozialen Unfrieden, der im kommenden Jahrhundert alle Schichten unseres Volkes vor eine ungeheure Zerreißprobe stellen würde.